Evangelisch-Lutherische Kirche Beatae Mariae Virginis, Ehringsdorf
Die Marienkirche, schon seit Jahrhunderten ein Filial von Oberweimar, steht auf dem Dorfanger von Ehringsdorf. Auf einem rechteckigen Mittelteil mit Turm ruht ein Satteldach, das dem Dach der Oberweimarer Kirche ähnelt, nur kleiner und bescheidener ist. Nach Osten und Westen schließen sich Chor und Langhaus in gleicher Breite an, beide mit Satteldächern. Den Kirchhof umgibt schützend eine Mauer.
Diese Gestalt erhielt die Ehringsdorfer Kirche zu Beginn des 16. Jahrhunderts, nachdem ein Brand den Vorgängerbau zerstört hatte. Über das frühere Gotteshaus ist leider nur wenig bekannt. Allerdings lassen das Patrozinium der Jungfrau Maria und die Chorturmanlage auf eine Kirche schließen, die bereits vor der Gründung des Oberweimarer Klosters existiert haben könnte. Mit dem Kloster war die Ehringsdorfer Kirche jedoch spätestens seit dem 14. Jahrhundert eng verbunden. Die schmalen Fenster in der Ostwand und die Sakramentsnische im Chor stammen wohl noch aus dem Vorgängerbau. Nach Veränderungen in den Jahren 1686 und 1721 hat die Kirche seit dem 18. Jahrhundert die jetzige Eingangstür an der Südseite, durch die man die Kirche betritt.
In die Südfassade ist ein Kruzifix des 15. Jahrhunderts aus Sandstein eingemauert. Bemerkenswert sind außerdem zwei Grabsteine aus den Jahren 1590 und 1599 für die Frauen des damaligen Grundherren von Ehringsdorf, Veit Christian von Brück, eine davon eine Enkeltochter Lucas Cranachs. Im Innern ist – außer einer alten Mariendarstellung – an der Nordwand ein reich verziertes Epitaph für den Hochfürstlich Geheimen Rat Volkmar Heinze und seine Frau aus dem Jahre 1694 angebracht.
Im Jahre 1908 wurden das Langhaus nach Westen hin verlängert, eine Orgel mit pneumatischer Traktur eingebaut und die Kirche neu ausgemalt. Im Chorraum bestimmt seither ein eher schmuckloser Kanzelbau den Charakter des Raumes. In ihn wurden jedoch Holztafelgemälde mit acht Aposteldarstellungen aus einem gotischen Altar eingebaut. Der Turm ist erst in unserem Jahrhundert mit Schiefern versehen worden, bei einer Neueindeckung des Turmes, auf dessen Wetterfahnen die Jahreszahl 1929 steht. Im Jahre 1987 ist die Kirche renoviert und neu ausgemalt worden. In jüngster Zeit, zwischen Sommer 2006 und Herbst 2008 erfolgte eine neuerliche Renovierung, dabei wurden u. a. die Bänke renoviert, der Fußboden erneuert und die Kirche neu ausgemalt.
Kirchgarten
Der kleine Kirchgarten an der Marienkirche zu Ehringsdorf ist im Frühjahr 2013 neu gestaltet worden. Um das besondere Gebäude und die Bepflanzung aufeinander zu beziehen, wurden Blumen und Gehölze ausgewählt, die christliche Begriffe oder Personen im Namen tragen. Pflanzschilder weisen den Besucher darauf hin.
Die Gartentür ist immer offen.
Kirchenkräuter an der Kirchentür
Unter den vielen Heil- und Küchenkräutern, die einst in jedem Kloster- und Bauerngarten zu finden waren, gab es einige mit besonders angenehmem und belebendem Duft: minzig-balsamisch das heute vergessene Balsamkraut, zitronig die Eberraute, stark aromatisch Ysop und Salbei.
Als Riechsträußchen in wechselnder Zusammensetzung – je nach Landstrich auch mit Teppichpoleiminze und Heiligen- bzw. Zypressenkraut – oder einzeln als Lesezeichen im Gebetbuch waren diese Kirchenkräuter eine Hilfe, nach schwerer körperlicher Arbeit überlangen Predigten folgen zu können. Für alte Frauen gegen den Kirchenschlaf, für die jungen gegen Übelkeit, weckte der würzige Duft die Lebensgeister.
Die Zweitnamen wie Bibelblatt (Balsamkraut), Herrgottshölzel (Eberraute), Kirchenysop und die thüringischen Rûchblötter (Salbei) sprechen davon.
Christrosen, Himmelsleiter und Kerzenkreuzkraut
Auf den Beeten wachsen Pflanzen, die an den Höhepunkten des Kirchenjahres blühen: Christrose, Osterglocke, Pfingstrose und Pfingstveilchen.
Dazu kommen Kerzen-Kreuzkraut, Kreuzblume, Glockenblumen, Heiligenkraut, Christuspalme, Christusdorn, Passionsblume, Gottesaugen und die Rosen ‚Gloria Dei‘, ‚Rosa sancta‘, ‚Heilige Elisabeth‘, ‚Martin Luther‘ und ‚Katharina von Bora‘. Der Brennende Busch, die Jakobs- oder Himmelsleiter sowie der Salomonssiegel, der Aaronstab und dieHiobstränen beziehen sich auf die alttestamentlichen Geschichten von Mose und dem brennenden Dornbusch, Jakobs Traum, den weisen König Salomo, Moses Bruder Aaron und den leidgeprüften Hiob.
Das zu Johanni blühende Johanniskraut erinnert an den neutestamentlichen Täufer und Bußprediger, der Judassilberling sowie der Judasbaum an denVerrat des Jüngers.Kapuzinerkresse ähnelt der Ordenskleidung der Kapuzinermönche. Die Karthäusernelke wiederum war in den Klostergärten dieses Ordens besonders beliebt.
Madonnenlilie, Mariendistel, Mariengras und Marienglockenblume sind nach der Mutter Jesu benannt wie auch der Frauenmantel (Unserer lieben Frauen Mantel). Bischofskraut und die Bischofsdahlien, Mönchspfeffer, Pfaffenhütchen und die Clematis Roter Kardinal haben Kirchenleute im Blick.
Der Gegenspieler Gottes ist Namensgeber für den Teufelsstrauch und den Teufelsabbiss. Engelwurz, Engelshaar, Engelstrompete und die Clematis ‚Blue Angel‘, der Tüpfelfarn, der auch Engelsüß heißt, das Himmelschlüsselchen, die Blaue Himmelsblume und die Himmelsblüte sowie die Hauswurz Sempervivum erzählen vom ewigen Leben.